Der schwere Hammer blieb diesmal in der Werkstatt, stattdessen nahmen die Herren Messer und Gabel zur Hand und ließen es sich gut gehen. Im Gasthof „Bad“ im Christophstal beschloss die kleine Mannschaft des Heimat- und Museumsvereins Freudenstadt (HMV) ihren sommerlichen Einsatz bei der Gartenschau. An 144 Tagen zwischen Mai und Oktober hatten sie Dienst in der ehemaligen Feilenhauerei Bührle geschoben, nur wenige Schritte vom gastlichen „Bad“ entfernt.
Dort stand während der Gartenschau-Monate die Prägestation, auf der Gäste gegen einen kleinen Obolus ihre Erinnerungsmünzen an die Gartenschau prägen konnten. Die Medaille zeigt auf der einen Seite das historische Hirschgulden-Motiv, auf der anderen Seite das Tal X-Zeichen der Gartenschau. Der Verein hatte sich dazu eigens eine Prägestation angeschafft, an der sich die Gäste mit einem Hammerschlag die Münze selbst gestalten konnten.

Das wurde zu d e r Erfolgsstory der Gartenschau. Hatte der Vereinsvorstand, der mit sechs Mitgliedern den Hauptanteil der insgesamt sieben „Münzer“ stellte, geglaubt, er gehe ein großes Risiko ein, wenn er sage und schreibe 1000 „Rohlinge“ aus Aluminium, Messing und Kupfer bestellt, in die die Münzbilder beidseitig geschlagen werden sollten, so wurde die Münzaktion von Gästen regelrecht überrannt. Am letzten Tag der Gartenschau waren knapp 14 000 der Rohlinge zu Münzen geprägt, die nun als originelle Erinnerung an die Gartenschau in Baiersbronn und Freudenstadt in alle Welt getragen werden. Selbst prominente Politiker fühlten sich bemüßigt, den Prägehammer zu schwingen.


Nur sieben Männern im Rentenalter meisterten diese Aufgabe im ständigen Wechsel, allen voran HMV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Schnurr. Sie standen in zwei Tagessschichten zu jeweils vier Stunden am Prägestand, wurden dort entweder überrollt oder aber sie langweilten sich, wenn an Regentagen der Gartenschau-Besuch nur tröpfelte wie der Himmel.
Bei einem Dankeschön-Essen tauschten die Männer und dazu einige Helfer nun ihre Erlebnisse in der kalten Werkstatt aus und waren sich einig: Der Prägestempel soll nicht eingemottet werden, sondern immer wieder bei Aktionen des Vereins in Erscheinung treten. Dazu wünschen sich die „Falschmünzer“ noch einige Helfer, die gern mitmachen wollen.
Zuvor aber wird die Station generalüberholt. Denn nicht alle der über 14 000 Schläge mit dem zwei Kilo schweren Hammer trafen genau den Kopf des Prägestempels und verpassten so dem Gerät tiefe Narben.
Text und Fotos Hannes Kuhnert
Hier noch einige Impressionen
Das Foto von Ministerin Theresa Schopper wurde uns freundlicherweise von ihrem Ministerium zur Verfügung gestellt.