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Das Wunder von Freudenstadt – Miteinander leben

Lesung zum 80. Jahrestag der Zerstörung Freudenstadts im Rahmen der Gedenkwoche

Trotz frühlingshaften Osterwetters fanden sich rund 30 Besucher am 19. April zu einer eindrucksvollen Gedenkveranstaltung des Heimat- und Museumsvereins Freudenstadt (HMV) im Ludwig-Schweizer-Saal im Stadthaus ein. Unter dem Titel „Das Wunder von Freudenstadt – Miteinander leben“ erinnerte der Verein an die Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren – am 16. und 17. April 1945 – und an den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit.

Vereinsvorsitzender Reinhold Beck begrüßte die Anwesenden, darunter Bürgermeister Wolfgang Fahrner, Alt-Bürgermeister Gerhard Link, Fabienne Janz von der Stadtverwaltung – verantwortlich für die Gedenkwoche – sowie den französischen Volontär Hugo Perrin aus Courbevoie. Perrin hatte sowohl ein eindrucksvolles Diaporama als auch einen Film für die Veranstaltung vorbereitet.

Bürgermeister Wolfgang Fahrner betonte in seiner Ansprache den Wiederaufbaugeist der Stadt. Freudenstadt sei heute eine lebendige Stadt mit hoher Lebensqualität – geschätzt von Einheimischen und Touristen gleichermaßen. Er erinnerte an das sogenannte „Wunder von Freudenstadt“, das in der auswärtigen Presse oft erwähnt wird: Eine Stadt, die trotz einer  Zerstörung von über 80 Prozent im Geiste Heinrich Schickhardts wieder aufgebaut wurde – modern, offen, und dennoch ihrer Geschichte verpflichtet. Sein Dank galt besonders der Aufbaugeneration, die durch unermüdlichen Einsatz das Fundament für die heutige Stadt gelegt habe.

Es folgte ein geschichtlicher Überblick durch Reinhold Beck, bevor Hugo Perrin in einem zehnminütigen Diaporama erschütternde Aufnahmen der zerstörten Stadt zeigte. In den beiden Tagen der Zerstörung verloren rund 600 Familien ihr Zuhause. Doch das Diaporama endete mit hoffnungsvollen Bildern des Wiederaufbaus – Symbol für den unerschütterlichen Zusammenhalt der Freudenstädter Bevölkerung.

Herr Beck schilderte eindrucksvoll, wie Menschen, deren Häuser verschont geblieben waren, spontan Hilfe für die Obdachlosen organisierten. Es folgte eine Lesung bewegender Zeitzeugenberichte durch Ingrid Haas von der Stadtverwaltung. Dazu gehörte ein Beitrag von Helmut Ziefle aus Igelsberg, der selbst unter den Gästen war, sowie Auszüge aus dem Tagebuch von Gerhard Hertel, dem Gründer des Heimat- und Museumsvereins.

Neben persönlichen Schicksalen beleuchteten die Texte auch die Probleme der Nachkriegszeit: Versorgungsengpässe, finanzielle Not und die schwierige Organisation des Wiederaufbaus.

Gezeigt wurde der Film „Erlebt! Das Kriegsende 1945 in Dietersweiler“, produziert vom Museumsverein Dietersweiler e. V. Hugo Perrin hatte aus dem Material Zeitzeugenberichte gesammelt, die einen Eindruck vom französischen Vormarsch und dem Leben in den letzten Kriegstagen vermittelten.

Interessant war das von Ingrid Haas vorgelesene Interview von Alt-Oberbürgermeister Reichert, das dieser mit Hermann Saam geführt hatte, dem Bürgermeister während der Wiederaufbauzeit. Saam schilderte nicht nur Herausforderungen, sondern auch pragmatische – mitunter unkonventionelle – Lösungen, mit denen die Stadt damals voranschritt.

Zum Abschluss trug Reinhold Beck einen Text von Architekt und Vereinsmitglied Nils Krieger vor, der sich in seinem Buch mit dem Architekten des Wiederaufbaus, Ludwig Schweizer und dem „Wunder im Quadrat“ befasst. Mit den Worten „Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen“ verabschiedete Reinhold Beck das Publikum und dankte allen, die zu dieser würdigen Gedenkveranstaltung beigetragen haben.

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