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Das „Wunder von Freudenstadt“

Nach einer vierjährigen Diskussion um den Wiederaufbau ohne greifbares Ergebnis begann die Ära der „kompetenten Macher“ und damit der schnelle, einheitliche Neuaufbau der zerstörten Stadt – das „Wunder von Freudenstadt“.

1949-1955: Der Wiederaufbau in sechs Jahren
Bürgermeister Hermann Saam, Finanzverwalter Gerhard Wolf und Stadtbaumeister Ludwig Schweizer entwickelten ab 1949 einen klaren städtebaulichen Plan unter intensiver Bürgerbeteiligung. Der Gemeinderat fand eine aufbauwillige Bürgerschaft, die rasche Entscheidungen unterstützte.

Rahmenplan für den Wiederaufbau
Am 1. August 1949 wurde der Rahmenplan für den Wiederaufbau beschlossen und blieb Grundlage für die Innenstadtentwicklung. Alle Baugesuche mussten sich diesem Plan anpassen. Über 1000 Baulandumlegungen wurden freiwillig organisiert.

Städtebauliche Leitbilder für den Wiederaufbau
Wichtigster Grundsatz war die Orientierung an der Tradition der alten Stadt. Schweizer
verzichtete auf eine moderne Bauweise und hielt sich weitgehend an den historischen Schickhardt-Plan. Allerdings schuf er keine reine Rekonstruktion, sondern eine zeitgemäße Neuinterpretation, die den Anforderungen an Verkehr, Bautechnik und Hygiene entsprach, dabei aber die Identität der Stadt bewahrte.
Anstelle von Giebelhäusern entschied er sich für Traufhäuser mit einer Zeilentiefe von 12 Metern – besser belichtet, belüftet und einfacher zu bauen. Seine Architektur war bewusst schlicht, mit dem Ziel einer optischen Einheitlichkeit der Randbebauung – eine „Vielfalt in der Einheit“.

Wichtige Bauprojekte
Zu den bedeutendsten Neubauten gehörten das Kurhaus, das Rathaus und das Stadthaus – Einzelbauten von Ludwig Schweizer, die beispielhaft für die Architektur der 50er Jahre stehen und ein Alleinstellungsmerkmal Freudenstadts sind.
Aus der „Planstadt der Renaissance“ (Baumeister Heinrich Schickhardt) wurde
die „Planstadt der 50er Jahre“ (Baumeister Ludwig Schweizer). Der Wiederaufbau von Freudenstadt erfolgte in einzigartig kurzer Zeit mit einem einheitlichen Stadtbild – in keiner anderen zerstörten Stadt ist dies gelungen:

„Das Wunder von Freudenstadt – Das Wunder im Quadrat“.

Nils Krieger

Siehe auch Wiederaufbau und noch viel mehr

Dieser Beitrag wurde für die Ausstellung verfasst, die der Heimat- und Museumsverein anlässlich des 80. Jahrestags der Zerstörung Freudenstadts konzipierte und realisierte. La traduction française se trouve à la page suivante.