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Freudenstadt: Vom Symbol der Verbindung zur Erbfeindschaft

Besinnt man sich auf die Ursprünge Freudenstadts, erkennt man einen frühen deutsch-französischen Gedanken unter württembergischer Führung. Herzog Friedrich I. von Württemberg gründete die Stadt nicht zufällig an ihrem heutigen Standort, sondern mit dem klaren Ziel, die Verbindung zwischen seinen deutschsprachigen Territorien, dem Herzogtum Württemberg, und seinen französischsprachigen Gebieten, insbesondere der Grafschaft Montbéliard (dt. Mömpelgard), zu stärken. Ein Zeichen dieser Verbindung zeigt sich bis heute im Wappen Freudenstadts, in dem die Barben (Fische) aus dem Wappen Montbéliards Einzug fanden.

Im Laufe der Zeit geriet dieser ursprüngliche Gedanke jedoch zunehmend in den Hintergrund. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert rückte neben der Verbindung zunehmend die Verteidigung in den Fokus – sichtbar im Bau von Schanzen, wie der Röschenschanze und der Alexanderschanze. Mit dem endgültigen Verlust Montbéliards an Frankreich im Jahr 1796 verschwand das verbindende Element vollständig. Die folgenden Jahrzehnte waren von wachsenden Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich geprägt, die im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und schließlich im Ersten Weltkrieg gipfelten. Aus einer ursprünglich gewollten Verbindung wurde eine „Erbfeindschaft“.

Ihren traurigen Höhepunkt fand diese Entwicklung im Nationalsozialismus. In der Nähe der Stadt, auf dem Kniebis nahe der Alexanderschanze, wurde das Führerhauptquartier „Tannenberg“ errichtet. Zudem stammte der Reichsapothekenführer aus Freudenstadt. Diese düsteren Kapitel führten schließlich zur nahezu vollständigen Zerstörung der Stadt am 16. April 1945 durch französische Truppen.

Freudenstadt, einst als Symbol der deutsch-französischen Verbindung gegründet, erlebte die Folgen einer Entwicklung, die in Feindschaft und Krieg mündete. Dieser Fehler darf sich nicht wiederholen – vielmehr sollte man zu den Ursprüngen zurückfinden und aus der Geschichte lernen.

Dr. Louis-David Finkeldei, Kreisarchivar

Dieser Beitrag wurde für die Ausstellung verfasst, die der Heimat- und Museumsverein anlässlich des 80. Jahrestags der Zerstörung Freudenstadts konzipierte und realisierte. La traduction française se trouve à la page suivante.