Ein arabischer Film wurde unter anderem in Freudenstadt und Baiersbronn gedreht – auch am Euting-Grab auf dem Ruhestein.
Schöne bunte Sommerbilder und sonnige Szenen aus Freudenstadt, vom Marktplatz, aus Stadthaus und Heimatmuseum, Bilder aus Baiersbronn und vom wildromantischen Ruhestein mit Blick auf den Wildsee: eine Ferienidylle pur.
Diese zu bestaunen gibt es nicht etwa in einem Werbevideo für eine Touristikmesse, sondern in einem aktuellen Dokumentarfilm, der derzeit auf der arabischen Halbinsel gezeigt wird – zum großen Teil in arabischer Sprache, mitunter auch in Englisch.
Die Werbewirkung für den Schwarzwald ist keinem anderen zu verdanken als dem „Ruhesteinvater“ Julius Euting. Der Universitäts-Bibliothekar, Orientalist, Abenteurer und Orientforscher, lebte von 1871 bis 1913 in Straßburg, unternahm abenteuerliche Forschungsreisen ins arabische Altertum und schrieb Wanderbücher über den Schwarzwald und den Ruhestein.
Dort oben auf dem von ihm so geliebten Ruhestein hat er schließlich auch, unweit des Wildseeblicks, seine letzte Ruhestätte gefunden.
Mokka für die Wanderer
Seinem Vermächtnis folqend wird dort jeweils an seinem Geburtsdatum, dem 11. Juli, kostenlos Mokka an Wandersleute ausgeschenkt – Eutings Lieblingsgetränk. Aus diesem Brauch ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Fest mit vielen hundert Besuchern, mit Ansprachen und Erinnerungen an Euting geworden. Das muss sich bis Saudi-Arabien herumgesprochen haben. Dort hat die Filmgesellschaft Imago einen abendfüllenden Dokumentarfilm über arabischen Kaffee. dessen Entstehung, Geschichte, Zubereitung und Verbreitung gedreht und ist dafür mit dem „Media Excellent Award“ ausgezeichnet worden.
Ganz offensichtlich sind die Filmleute dabei nicht um Julius Euting aus dem Schwarzwald herum gekommen. Das ist auch nicht verwunderlich: Als wissenschaftlicher Begleiter und Moderator des Films fungiert Euting-Experte Talal Altorifl. Er lehrt und forscht als Professor an der Imam Mohamed Ibn Saud lslamic University in Riad moderne arabische Geschichte ab dem 17. Jahrhundert, fixiert auf den Arabienforscher Julius Euting.
Altorifl war mit Regisseurin und Kamerateam im Sommer ein paar Tage in Freudenstadt, wo er vom Heimat- und Museumsverein (HMV) Stadt und Kreis Freudenstadt betreut und begleitet wurde, ebenso von Fabienne Janz, zuständig für Städtepartnerschaften bei der Stadtverwaltung. Gemeinsam besuchte man das Heimatmuseum in Freudenstadt, wo viele Filmszenen gedreht wurden.

Gemeinsam beteiligte man sich zuletzt auch an der Mokka-Zeremonie auf dem Ruhestein, wo Altorifi zu den Besuchern sprach und selbst Mokka auf offenem Feuer braute.
Weitere Drehorte in Paris und London
Der Film informiert in eingehenden Gesprächen über das Phänomen des „Türkentranks“ in Europa und in der arabischen Welt. Gesprächspartner war unter anderen Hubert Lang aus Sasbach, Professor und Kurator der Julius-Euting-Gesellschaft und rund 20 Jahre im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik in arabischen Ländern tätig. Ausführlich zu Wort kommen im Film auch die in Freudenstadt bekannte Regine Hunziker-Rodewald, Professorin an der Universität in Straßburg, sowie Fabienne Janz und Vertreter des HMV. Weitere Szenen des Films wurden in Paris und London gedreht.
Foto und Text Hannes Kuhnert