Wer ist Julius Euting und was hat er mit Freudenstadt zu tun?
Julius Euting wurde am 11. Juli 1839 in Stuttgart geboren. Seine Mutter stammte aus Freudenstadt. Er war Bibliotheksdirektor an der Universitätsbibliothek Straßburg (1871–1909) und als Orientalist ein Spezialist für semitische Sprachen. Er absolvierte mehrere Forschungsreisen nach Arabien.
Er war an der Gründung der Straßburger Sektion des Vogesenclubs beteiligt und wanderte besonders gerne im Schwarzwald auf den Höhen des Ruhesteins in der Nähe von Freudenstadt. Dort wurde auch seine Urne beigesetzt. Jedes Jahr im Juli, an seinem Geburtstag, besuchen die Freunde der Julius-Euting-Gesellschaft sein Grab und trinken Mokka zu seinem Gedenken.
Reise nach Arabien im Jahr 1884 und die „Stele von Teima“
Sein Name ist eng mit der Identifizierung der Stele von Teima verbunden. Julius Euting war zwar nicht der erste Europäer, der die Stele Ende des 19. Jh. zu Gesicht bekam (kurz vor ihm, 1877, der Engländer Charles Doughty und 1880 der Franzose Charles Huber), aber es war erst Julius Euting, der die Skizzen sowie mehrere Kopien anfertigte und zumindest stellenweise den Inhalt der aramäischen Inschrift entzifferte.

Replik im Maßstab 1:1 der Stele von Teima (AO 1505) – Sammlung Louvre Paris
© Rmn-Grand Palais – Musée du Louvre / Reproduction 3D Rmn-GP.
Inventarnummer Rathaus Freudenstadt: 00633
Ausgestellte Replik im Museum im Stadthaus in Freudenstadt
Julius Euting erwarb „den großen aramäischen Stein“ im Februar 1884 nach langen Verhandlungen
Der für den Transport nach Straßburg vorbereitete Stein wurde anschließend in Hajel gelagert, wo Julius Euting ihn zurückließ, als er das Land aufgrund eines tödlichen Zwischenfalls früher als geplant verlassen musste.
Im Sommer 1885 gelangte die Stele aus Teima schließlich durch den französischen Vizekonsul in Djedda nach Paris.
Julius Euting hatte zu Lebzeiten versucht, seinen Anspruch auf das Eigentum geltend zu machen, jedoch ohne Erfolg. Die Stele ist seither im Musée du Louvre ausgestellt.


Sandstein; H 111 cm, B 43 cm, T 12 cm.
Fundort: Teima – Anwesen – Haus Tlehan eingemauert am Tor / Brunnen.
Zeichnung von Julius Euting (Eberhard Karl Universität Tübingen – Archiv). Datierung: 5.- 4. Jahrhundert v. Chr. (persische Zeit).
Diese Stele, die in das 5.-4. Jahrhundert v. Chr. datiert wird und gleichzeitig mit einer Figur im babylonischen Stil gehauen ist, erinnert an den Beginn des Endes der mesopotamischen Zivilisation. Die persische Eroberung im Jahr 539 v. Chr. bedeutete zunächst das Ende der mesopotamischen Unabhängigkeit, garantierte jedoch das Aufblühen der wirtschaftlichen Aktivitäten in dem riesigen, befriedeten Reich. Riten und Traditionen wurden von den großen mesopotamischen Familien aufrechterhalten, die ihre Geschäfte auch unter persischer Herrschaft weiterführten.
Die Stele trägt eine 24-zeilige Inschrift in aramäischer Sprache und Schrift. Sie handelt von einem Erlass der Götter von Teima, mit dem die Verehrung des Gottes Salm eingeführt wird. Der Priester Salm-Schezib, der Sohn von Pet-Osiris, wird mit der Durchführung des neuen Kults beauftragt. Die linke Schmalseite der Stele zeigt zwei übereinanderliegende Bildfelder : oben ist ein König mit Bart und Königskappe und einen beringten Herrscherstab dargestellt, darüber eine Flügelsonne. Im unteren kleineren Bild der Priester Salm-Schezib vor einem mit einem Stierschädel verzierten Altar.
Siehe auch „Die Stele von Teima“, Ausschnitt aus dem Tagebuch von Julius Euting
Wie die Replik der „Stele von Teima“ nach Freudenstadt kam
Im November 2017 entstand die Idee einer 3D-Replik, die im Museum in Freudenstadt ausgestellt werden sollte. Dank der Unterstützung der Partnerstadt Courbevoie, die 8 km von Paris entfernt liegt, wurden die ersten Kontakte zwischen der Stadt Freudenstadt und dem Musée du Louvre in Paris geknüpft. Es dauerte fast fünf Jahre, bis die Vereinbarungen mit dem Louvre abgeschlossen waren und der 3D-Druck der Replik, der über zehn Tage (ohne Unterbrechung) dauerte, abgeschlossen war. Am 11. Juli 2022, dem Geburtstag von Julius Euting, wurde die Replik in Freudenstadt vorgestellt.
Die Ausstellung des Replikats in Freudenstadt erfolgt mit freundlicher Genehmigung des „Musée du Louvre“ (Paris).
Siehe auch Collections Louvre