


Nach der Zerstörung Freudenstadts trug Dr. R. Thieberger, Kulturoffizier in der französischen Besatzungszone, maßgeblich zur Förderung von Kunst und Kultur bei. Er pflegte enge Freundschaften mit Freudenstädter Künstlern wie Karl Votteler und unterstützte den regionalen Künstler Paul Kälberer, der im Dritten Reich unerwünscht war. Thieberger beauftragte ihn mit der Leitung einer Kunstschule nach dem Vorbild der Akademien in Stuttgart und Karlsruhe, die in der amerikanischen Zone lagen.
So entstand 1946 die „Bernsteinschule“ in einem ehemaligen Kloster bei Sulz. Sie erhielt großzügige Unterstützung, darunter damals seltene Güter wie Mobiliar, Heizkohle und Malmaterial. Rückkehrende Künstler aus der Kriegsgefangenschaft schlossen sich an, darunter die Gründer des später entstandenen Kunstkreises „Das Quadrat“. Bereits im Sommer 1946 organisierte David Fahrner die erste Kunstausstellung, in der erstmals auch abstrakte und zuvor verbotene Kunst präsentiert wurde – ein Unterschied zu anderen Städten in der Besatzungszone, wo französische Kunst bevorzugt wurde.
Die Bernsteinschule, zuletzt unter der Leitung des Holzschnittkünstlers HAP Grießhaber, endete als die Franzosen keinen Fördereinfluß mehr hatten. 1954 wurde der Wiederaufbau Freudenstadts vollendet, symbolisiert durch die von David Fahrner geschaffene „Freudenstädter Venus“. Dieses Kunstwerk steht für Neuanfang und Zuversicht und markiert den Weg zur Versöhnung und Städtepartnerschaft mit Courbevoie.
1960 heiratete Carl, Herzog von Württemberg, Prinzessin Diane von Frankreich, eine Künstlerin. Kunst wurde in der Nachkriegszeit in Freudenstadt zu einer echten kulturellen Brücke der deutsch-französischen Verständigung, über alle Sprachgrenzen hinweg.
Dr. Kurt Breuer
