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Museumsverein hat Bock auf Neues

Für einen seriösen Verein klingt es schon fast reißerisch: „Wir haben Bock auf Veränderung“ oder: „Wir finden: da geht noch mehr“. Im 51. Jahr seines Bestehens macht sich der Heimat- und Museumsverein  (HMV) auf, sich neu zu erfinden.

Gegründet einst von Stadthistoriker Gerhard Hertel, sorgt sich der Heimat und Museumsverein für Stadt und Kreis Freudenstadt e.V. – so sein vollständiger Name – heute um seine Zukunft. Dazu hat er wie viele andere Vereine auch allen Grund. Reinhold Beck, seit 2007 Vorsitzender,  nennt einige der Gründe: Überalterung, Mitgliedrückgang, dadurch fehlende Finanzen und vor allem: „Trotz gezielter Ansprache, trotz etlicher Aktionen und Ausstellungen ist es uns nicht gelungen, junge Leute für uns zu interessieren“. Beck  bedauert: „Wir sind ein Verein, der für die Menschen, der für die Stadt da ist, aber unsere Außenwirkung findet kein Echo und keinen Zuwachs“.

Schon seit einiger Zeit beschäftigt sich der in die Jahre gekommene Vorstand mit diesen Erkenntnissen ohne schlüssige Antworten zu finden. Er dachte ernsthaft daran, sich komplett zurückzuziehen und kommunizierte dies auch schon. Doch dann wurde er von der Wirklichkeit überholt. Der HMV engagierte sich so stark und so nachhaltig zunächst in den Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Zerstörung Freudenstadts und nun in der Gartenschau, dass es ihm unverantwortlich schien, diese zum Teil langfristigen Aufgaben einem  noch unerfahrenen Vorstand zu übergeben. Ganz zu schweigen von den bis dato fehlenden personellen Alternativen.

Glückliche Umstände kommen jetzt hinzu. Sowohl das Kreisarchiv als auch das Stadtarchiv sind unter neuer Leitung, Strukturänderungen sind angedacht, die  neue Zusammenarbeit trägt bereits erste Früchte, wie sie am Beispiel neue Heimatblätter abzulesen sind. Als zusätzlicher Glücksfall schaltete sich Mediendesignerin Heike Butschkus ein, auch als neues Mitglied. „Sie hat sehr gute Initiativen in den Verein getragen“, anerkennt Beck. Und sie hat schon mal ganze Arbeit geleistet: Ein neues, modernes Logo, ein pfiffiger Flyer, eine interessante, immer aktuelle Webseite mit lebendiger Stadtgeschichte und Beiträgen aus dem Stadtgeschehen. Plötzlich mischt der HMV auch auf Instagram mit. „Wir müssen junge Leute ins Boot holen. Auch denen, die keine Tageszeitungen lesen, wollen wir zeigen, dass bei uns ein Wandel stattfindet, dass die Zukunft der Vergangenheit eine gesellschaftliche Aufgabe ist“, sagt Heike Butschkus. Gleichzeitig bewirbt die neue Öffentlichkeitsarbeit auch das vom Verein mit viel Liebe und Herzblut betriebene Heimatmuseum im Stadthaus. „Vielleicht findet hin und wieder doch eine Schulklasse dort hin“, wagt sie zu hoffen. Schließlich gäbe es vielfältige Möglichkeiten, insbesondere für junge Menschen, sich im Rahmen von Praktika oder ehrenamtlichem Engagement kreativ und digital einzubringen.

Ganz schön keck tritt der Heimat- und Museumsverein inzwischen mit seiner Werbung auf. „Für die Zukunft der Vergangenheit“ ist das Motto. Foto HMV

Es bleibt nicht beim Klappern in der Öffentlichkeit. Hinter den Kulissen  führt der Verein Verhandlungen mit der Stadtverwaltung über eine Museumsleitung mit städtischer Beteiligung, über das seit langem anstehende Regeln der Aufsichtsstunden im Museum und über andere Felder der Zusammenarbeit mehr, darunter die nachdrücklich erwünschte Vertretung der Stadt im Vereinsvorstand.  Nach dem überschwänglichen Lob von Oberbürgermeister Adrian Sonder für den Verein bei dessen Jahreshauptversammlung Anfang Mai ist Beck wörtlich „guter Dinge“, dass es zu einvernehmlichen Lösungen kommen wird. Zumal das Altherrentrio der Vereinsspitze mit  Vorsitzendem Reinhold Beck,  Geschäftsführer Hans-Jürgen Schnurr und Kassier Peter Glitza daran seinen Verbleib im Ehrenamt geknüpft hat. Denn auch personell gibt es plötzlich vielversprechende Alternativen für die Zukunft des Heimat- und Museumsvereins.

Arbeiten an der Zukunft des Heimat- und Museumsvereins: von links Geschäftsführer Hans-Jürgen Schnurr, Mediendesignerin Heike Butschkus und Vorsitzender Reinhold Beck. Foto Hannes Kuhnert

Text Hannes Kuhnert