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Um Hildegard Rath gibt es noch viele Rätsel

Der Heimat- und Museumsverein für Stadt und Kreis Freudenstadt (HMV) macht weitere Fortschritte bei der Suche nach der „vergessenen“ Freudenstädter Malerin Hildegard Rath, nach deren Spuren und Bildern in Freudenstadt. Auf zum Teil ungewöhnliche Art und Weise sind neue Werke von ihr aufgetaucht.

Wie berichtet, geriet Hans-Jürgen Schnurr, Geschäftsführer des Vereins, eher zufällig an Informationen über Hildegard Rath, die 1909 in Freudenstadt geboren wurde, dort aufwuchs und arbeitete und nach einem Kunststudium in Berlin und Aufenthalten in Paris mit ihrem Mann Hermann Gross in den USA eine neue Heimat fand.

Dort war sie unter anderem Direktorin für Malerei an einer Kunstschule in New York und bestritt zahlreiche Ausstellungen. Hildegard Rath starb 1992 in Manchester in Vermont (USA). Obwohl sie bis 1945 in ihrer Geburtsstadt lebte, die Zerstörung Freudenstadts erlebte (und malte), ist sie dort so gut wie unbekannt.

Seitdem unsere Zeitung über die Wiederentdeckung der vielseitigen Künstlerin berichtet hat, tauchen immer wieder neue Arbeiten und Dokumente von Hildegard Rath auf.

Einige Bürgerinnen und Bürger erinnern sich an sie und nahmen Kontakt mit dem Heimat- und Museumsverein auf. So auch Ursula Schoell (84), einst Lehrerin am Freudenstädter Kepler Gymnasium. Ihr Vater Otto Schoell (1895-1980) war erster Schulleiter des Gymnasiums nach dem Krieg und Mitbegründer des Kulturrats, aus dem später die Volkshochschule hervorging.

Ursula Schoell wurde als achtjähriges Mädchen 1944 von Hildegard Rath porträtiert, ebenso ihr zwei Jahre jüngerer – inzwischen verstorbener – Bruder Konrad. Die Rückseite des Kinderbildes von Ursula Schoell trägt einen Vermerk in der Handschrift der Künstlerin: „Ursula Gudrun Schoell, gemalt von Hildegard Rath, Freudenstadt 1944“. Die 84-jährige Freudenstädterin fand das Bild kürzlich gut erhalten auf ihrem Dachboden wieder. Das Kinderbild ihres Bruders Konrad war bei ihrer Schwägerin in Kassel.

Verein hatte noch Bilder im Archiv

Aber auch der Heimat- und Museumsverein wurde fündig – völlig überraschend bei sich selbst. Ein Freudenstädter Bürger erinnerte sich, dass er bei der Auflösung eines Hotels in Bad Wildbad auf drei Bilder von Hildegard Rath gestoßen war. Da er diese nicht wegwerfen wollte, rief er Gerhard Hertel, den damaligen Freudenstädter Stadthistoriker (gestorben 2007), an. Die Bilder wurden an den Museumsverein verkauft. Leider verschwanden diese, kaum beachtet, im Magazin des Vereins. Dort warteten sie unter mehreren Dutzend Bildern, die als Dauerleihgaben oder Vermächtnisse sorgsam eingelagert sind, auf ihre digitale Katalogisierung. Die drei Rath-Arbeiten wurden jetzt aus dem Magazin geholt und sollen zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Gefunden wurden auch im Privatbesitz befindliche schriftliche Dokumente sowie ein Briefwechsel mit der Künstlerin. Über diesen erhofft sich der Verein näheren Aufschluss in einem Gespräch mit Hermione Silberhorn, Ärztin in Florenz. Die gebürtige Freudenstädterin ist eine Verwandte der Familie Rath, in deren Besitz einige interessante Arbeiten der in Freudenstadt geborenen Künstlerin sind.

Von Hannes Kuhnert

Beitragsbilder von Hannes Kuhnert